Die Wirtschaftskrise, ausgelöst durch die Corona-Gesundheitskrise, schlägt sich schon seit Monaten deutlich am Arbeitsmarkt nieder. Viele Unternehmen haben die Auftragsrückgänge und Geschäftseinbrüche in den vergangenen Monaten mit Kurzarbeit und anderen internen Maßnahmen abgefangen. Obwohl die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Höhepunkt im April in den Sommermonaten leicht zurückgegangen ist, kann man nun beobachten, dass Unternehmen zunehmend Personal in großer Anzahl abbaut. Im April waren mehr als 570.000 Menschen ohne Job – ein historischer Höchststand. Erstmals war die Frauenarbeitslosigkeit höher als die der Männer. Jugendliche und junge ArbeitnehmerInnen sind sehr stark von der Corona-Krise und Arbeitslosigkeit betroffen. Nach Einschätzung des Arbeitsmarktservices (AMS) wird saisonal bedingt die Arbeitslosigkeit in den nächsten Wochen wieder deutlich steigen. AMS-Vorstand Herbert Buchinger rechnet mit dem Höhepunkt im Jänner 2021.
Vor dem Hintergrund der negativen Prognosen und Abbaupläne bei vielen Unternehmen ist es umso wichtiger gegenzusteuern und entsprechende arbeitsmarktpolitische Akzente zu setzen. Die öffentliche Hand muss konjunkturelle Impulse setzen. Die Krisenbewältigung darf nicht allein von den ArbeitnehmerInnen getragen werden. Unter dem Deckmantel von Corona ist jedoch leider immer öfter auch zu beobachten, dass Unternehmen rigoros ihre Konzepte zur Gewinnmaximierung durchziehen. Immer wieder sind Betriebsräte und Gewerkschaften damit konfrontiert, dass profitable Standorte geschlossen werden und trotz guter Unternehmensgewinne massiv Personal abgebaut wird. Dabei werden arbeitende Menschen lediglich als Kostenfaktor und Verschubmasse im globalen Wettbewerb betrachtet. Die Liste der Unternehmen, die 100 oder mehr Jobs gestrichen haben oder streichen wollen, ist lang. Der steirische Technikkonzern ATB, der zum chinesischen Konzern Wolong gehört, hat Insolvenz angemeldet und 360 der 400 Mitarbeiter gekündigt. Die Produktion und die Maschinen wurden in andere Konzernunternehmen verlagert.
Aus Sicht der Parteifreien Gewerkschafter_innen ist es wichtig, dass jene Unternehmen, die auf Grund der Corona-Krise in Schwierigkeiten kommen, vom Staat unterstützt werden.Kurzarbeit ist in diesem Zusammenhang nur eine von vielen sinnvollen Maßnahmen. Wichtig ist es auch, eine Qualifizierungsoffensive zu starten. Es müssen verstärkt Ausbildungsplätze für Um- und Weiterschulungen in ganz Österreich geschaffen werden. Dazu müssen die Ressourcen und Kapazitäten des AMS von der Regierung erhöht werden. Gerade die Entwicklung bei Jugendlichen und jungen ArbeitnehmerInnen ist alarmierend. Für diese Gruppe braucht es unbedingt geeignete Maßnahmen, um gegenzusteuern. Unternehmen müssen bei der Ausbildung von Lehrlingen unterstützt und überbetrieblichen Lehrwerkstätten müssen ausgebaut werden.
Trotz vieler Maßnahmen und Bemühungen werden durch die Krise viele Arbeitsplätze verloren gehen. Viele Menschen in ganz Österreich werden dadurch arbeitslos. Als Parteifreie Gewerkschafter_innen unterstützten wir daher die ÖGB-Forderung das Arbeitslosengeld auf 70% Nettoersatzrate zu erhöhen. Auch die Diskussion einer allgemeinen Arbeitszeitverkürzung als Mittel zur Krisenbewältigung muss offen geführt werden und darf nicht reflexartig von der Regierung weggewischt werden.
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